Richtig guter Unterricht

Wie lernen Kinder und Jugendliche am besten? Indem sie sich als Handelnden selber erleben. Dies geschieht innerhalb der Unterrichts­zeit, aber auch gerne außerhalb. Grundlegend ist hier das Prinzip der Eigen­verant­wortung: ich selbst bin Träger*in meines Könnens, meines Wissens, meines Inter­esses. Ich habe mir selber ausgesucht, was ich lernen möchte und nun stehe ich dazu, zeige mich und lasse andere daran partizipieren. Und wenn ich mich nicht zeigen und nichts präsentieren möchte, dann passiert auch dies in meiner Eigen­verant­wortung, denn erleben kann ich mich bei Musik und Bewegung auch ganz für mich allein.

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Innerhalb der Unterrichtszeit

Unterricht auf Augenhöhe

Seit ich erlebt habe, wie herrlich das Lehrerinnenleben ist, wenn ich mit Schüler*innen auf Augenhöhe zusammen Unterricht gestalte, möchte ich nicht mehr anders arbeiten. Mich interessiert und ich erlebe seither, wie Menschen lernen. Und ich komme zu dem Schluss, dass Schulbildung auf zwei grundlegenden Pfeilern ruht:
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Die Inhalte werden gemeinsam entschieden. Sie müssen mindestens einleuchtend und maximal erwünscht sein.
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Die Beziehung, die Kommunikation zwischen Erwachsenem und Schüler*in gestaltet sich sauber, stimmig, zielführend.

Erst, wenn diese beiden Voraussetzungen gegeben sind, kann ein gemeinsamer Lernprozess stattfinden, der selbstverständlich zu individuell unterschiedlichen Lernerfolgen führt. Denn eines ist sicher: wir als Lehrer*innen werden nie erfassen und wissen können, was tatsächlich gelernt wird.

Musikklasse von hinten
Bewegungslied
Bettina Küntzel mit Schüler an der Gitarre

Selbstbestimmtes Lernen in der Praxis

Partizipation

Schüler und Schülerinnen (SuS) wollen gesehen und gehört werden. Deshalb sprechen und planen wir gemeinsam, streiten uns (vor allem über Regeln und Disziplinfragen) und einigen uns (vor allem über Inhalte und Verfahren). Musik wird nur musiziert, wenn die SuS das Stück auch musizieren wollen, z.B., weil sie das Musikstück mögen. Lieder werden nur gesungen, wenn sie gesungen werden wollen. Aufführungen werden nur vorbereitet, wenn die SuS aufführen wollen.

Der gemeinsame Prozess

Sobald die SuS verstanden haben, dass ich es ernst meine mit der Partizipation, beginnt der Gestaltungsprozess. Während die SuS in die Selbstverantwortung gehen, obliegt mir eine Anleitung, die das Projekt erfolgreich werden lässt. Beispiele: Die SuS wollen Gruppenarbeit machen, um einen eigenen Song zu schreiben? Dann muss ich wissen, wie die Aufgaben genau lauten, damit es nicht zu einer Verzettelung kommt. Die SuS wollen ein bestimmtes Musikstück musizieren? Dann muss ich dafür ein Arrangement erstellen mit Stimmen, die sowohl dem Musikstück als auch der Lerngruppe und dem Equipment gerecht werden. Die SuS wollen einen Auftritt absolvieren? Dann muss ich für die Rahmenbedingungen und eine Vorbereitung sorgen, die den Erfolg garantieren.

Leistungsmessung

Es gibt zwei Sorten von Leistungsmessung. Die eine ist intrinsischer Natur, d.h., die SuS geben ihr Bestes, weil sie sich für das Projekt entschieden haben. Sie achten von sich aus auf gute Ergebnisse. Ich erlebe immer wieder, dass die andere Form der Leistungsabfrage auch sehr erwünscht ist: da ist der Schüler, der etwas lernen möchte und ich verbessere ihn so, dass er vorwärts kommt. Da ist die Schülerin, die weniger ambitioniert ist und ich gebe ihr ein positives Feedback, wenn sie ihr Minimalziel erreicht hat. Dafür bekommen SuS ständig Aufgaben, deren Bearbeitung ich einzeln abfrage und positiv kommentiere, sodass neue Herausforderungen angeboten werden. Beispiel: Jede*r SuS hat die Aufgabe, jede Stimme eines Arrangements zu probieren. Dabei wird eine Mindestanforderung formuliert und eine maximale. Die SuS entscheiden selbst, welche sie umsetzen und spielen einzeln vor.

Materialien

aus dem Unterricht

In den letzten Jahren sind in meiner Tätigkeit als Lehrerin eine Menge Unterrichtsmaterialien entstanden, die, obwohl weniger ausgefeilt oder optisch perfektioniert, ich hier als Inspirationsquelle zur freien Verwendung anbieten möchte. Alle zugehörigen Unterrichtseinheiten wurden von Schülern angeregt.

"99 Luftballons" Arbeitsblatt mit Kommentar

„99 Luftballons“: Arbeitsblatt + Kommentar

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Let’s Make Music:

Ein Film über das selbstbestimmte Lernen

Mit „Let’s make Music“ ist in Zusammenarbeit mit dem Verein Blickwechsel e.V. ein Film entstanden, der die wichtigsten Bereiche des selbstbestimmten Lernens im Musikunterricht der Klassen 5–10 an einer „ganz normalen“ Realschule dokumentiert.

Szene aus dem Film "Let's Make Music"

Szene aus dem Film, „Let’s Make Music“

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Außerhalb des Unterrichts

Musikerlebnisse ermöglichen

Wer Kinder und Jugendliche mit ihrer Leistungsbereitschaft und ihrer Euphorie für Musik ernst nimmt, kümmert sich auch außerhalb des Schulbetriebs darum. Hier zwei Beispiele, mit denen ich die besten Erfahrungen gesammelt habe:

Die Schülerband Blackout im Vamos

Die Schülerband „Blackout“ bei einem Auftritt in der Kulturhalle Vamos

Mikrofon auf Bühne

Auftritte

Auftritte erlauben es Kindern und Jugendlichen, sich zu zeigen, gemeinsam auf maximalem Niveau Musik zu machen und Erfolge einzuheimsen.

Alle drei Aspekte sind gleichwertig wichtig für eine positive persönliche Entwicklung mit Musik.

Also bemühe ich mich sowohl schulintern als auch zu Stadtfesten, Preisverleihungen und Festlichkeiten aller Art, Bühnenmöglichkeiten für Schüler*innen zu organisieren.

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Partynacht

Jugendpartys

Da Kinder und Jugendliche aktive Nutzer*innen und Gestalter*innen ihrer Musik sind und sie sich ab ca. 12 Jahren intensiv mit ihrer Selbstdarstellung beschäftigen, entschieden ein ehemaliger Schüler und ich uns dazu, Jugendpartys zu organisieren.

Hier konnten sich Schüler*innen zwischen 12 und 17 Jahren unbeschwert von Erwachsenen und geschützt vor Alkohol und Nikotin im besten Club der Stadt zur Musik erfreuen, die sowohl besonders angesagte DJs als auch DJ-Newcomer auflegten.

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Mikrofon auf Bühne

Auftritte

Auftritte erlauben es Kindern und Jugendlichen, sich zu zeigen, gemeinsam auf maximalem Niveau Musik zu machen und Erfolge einzuheimsen …

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Partynacht

Jugendpartys

Kinder und Jugendliche sind aktive Nutzer*innen und Gestater*innen ihrer Musik und beschäftigen sich ab ca. 12 Jahren intensiv mit ihrer Selbstdarstellung …

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Auftritte

Die Bühne als Ort für den optimalen Leistungsnachweis

Es gibt für selbstinitiiertes Musizieren keinen besseren Leistungsnachweis als die Bühne. Leistung und Ertrag stehen hier in einem ausgeglichenen Verhältnis: ein Auftritt verlangt alles ab, doch der Beifall des Publikums belohnt die Anstrengungen. Es gibt viele Lernziele, die bei Bühnenauftritten erfüllt werden:

Die Musik-AG im Stadttheater Lüneburg
Die Musik-AG der Realschule Oedeme im Stadttheater Lüneburg
Im Vorfeld:
  • Die Band, die AG, die Schulklasse oder der WPK (Wahlpflichtkurs) muss ein vorzeigbares Ergebnis erarbeiten.
  • Alle müssen dieselbe Motivation mitbringen, den eigenen Part üben und beherrschen und in der Gruppe gut zusammenarbeiten.
  • Der Probenzeitplan muss stimmen, denn der Bühnenauftritt ist terminlich festgelegt.
  • Es muss um Publikum geworben werden, denn es geht ja darum, öffentlich wahrgenommen zu werden.
Beim Auftritt:
  • Sind sie dann auf der Bühne, müssen sich die Schüler/innen dem Veranstalter, dem Bühnenausstatter und dem Mischer gegenüber anständig benehmen, den Anweisungen Folge leisten und beim Soundcheck parat sein. Als Belohnung erhalten sie professionellen Sound und eine gute Abmischung!
  • Auch der Zeitrahmen während des Auftritts darf weder unter- noch überschritten werden.
  • Auf- und Abbau müssen gemeinsam bewältigt werden. Das fällt besonders im Anschluss an den Auftritt schwer, denn dann ist „die Luft raus“. Aber es nützt nichts: die Instrumente müssen von der Bühne abgebaut und ggf. in der eigenen Schule wieder aufgebaut werden. Erst dann ist ein Auftritt zu Ende.
Jetzt wird vorgespielt!
Jetzt wird vorgespielt!
Bühnenauftritte als wichtiges Lernfeld für Schüler*innen

Aus den oben genannten Gründen ist der Bühnenauftritt ein zentrales Element des Konzeptes für das selbstbestimmte Lernen von Musik. Der Lehrkraft kommt dabei die Aufgabe zu, Bühnen zu organisieren, denn die jungen Leute haben keine Lobby. Sie können auch keine 2-Stunden-Programme vorweisen, sondern vielleicht 4 gut gespielte Stücke. Deswegen müssen für eine relevante Auftrittszeit mehrere Schülerensembles zusammengefasst werden.

Jugendpartys

Straight Edge: Partys im coolsten Club der  Stadt

Ab dem Alter von 10 Jahren nehmen Kinder ihre Partizipation am kulturellen Leben der Gesellschaft zunehmend ernst. Die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers drückt sich in Mode, im Tanzen, im Zusammensein mit Gleichaltrigen aus und wird vor allem über Musik ausgelebt.

Geschützter Raum, um sich zu entdecken

Diese Kinder fühlen sich nicht mehr als Kinder und noch nicht als Erwachsene. Sie brauchen Schutz durch Erwachsene und gleichzeitig ihre Ruhe vor diesen. Aus diesen unzähligen Beobachtungen in der schulischen Musikpraxis mit Teenagern entstand deswegen in Zusammenarbeit mit ehemaligen Schüler/innen das Konzept für eine Party, die konsequent alkohol-, nikotin- und drogenfrei abläuft – Security-Kräfte im Eingang sorgen für die Seriösität dieses Anliegens.

Party nur für Jugendliche

Dafür öffnet der coolste Club der Stadt regelmäßig seine Türen: der Salon Hansen in Lüneburg – normalerweise nur ab 18 Jahren zugänglich (als Ausnahme wurde auch ein paar mal die Kulturhalle Vamos genutzt). Hier haben 400 Teenager zwischen 12 und 17 Jahren 4–5 Mal im Jahr die Möglichkeit, in erwachsenfreier Zone (es sind nur einige 18 bis 20-Jährige im Tanzbereich als Aufsicht tätig) mit den besten DJs der Stadt zu feiern. Die Preise für Eintritt, Garderobe und Getränke werden bewusst niedrig gehalten, weswegen das Projekt ehrenamtlich durchgeführt wird.

Straight Edge Party

Der junge Grafiker Immanuel Choukroun gestaltete die hier gezeigten Plakate für die Partys.

Das Motto „Straight Edge“ kommt aus der Punkbewegung und diente dort in den 80er Jahren dazu, gänzlich auf alle möglichen Konsumvarianten verzichten zu wollen.

Summer Jam
Straightedge Vol 9
Straightedge Vol 3
Straightedge Vol 1
Straightedge Vol 5
Summerspecial
Straightedge Vol 6
Straightedge Vol 8
Straightedge Vol 4
Straightedge School's outt
Straightedge Vol 10